Fast fünf Jahre lang ist es seiner Familie gelungen, dass keine Details über den Zustand von Michael Schumacher öffentlich werden. Dann kam Erzbischof Georg Gänswein.
In der „Bunten“ erzählte er ausführlich über seinen Besuch bei den Schumachers vor knapp zweieinhalb Jahren, legte dann in der „Bild“-Zeitung noch mit weiteren Beschreibungen über Schumachers Aussehen nach. Dafür kassiert Gänswein in den sozialen Medien heftig Kritik, die „Welt“ schreibt von einer „Grenzüberschreitung“.
Medienexperte Jo Groebel beginnt bei seiner Analyse im Gespräch mit FOCUS Online mit der Eigenart des Erzbischofs: „Gänswein ist unter anderem dadurch bekannt geworden, dass er nicht wusste, wer George Clooney ist, als er mit ihm verglichen wurde. Das zeigt: In manchen Dingen ist er zeitlich nicht auf der Höhe.“
Erzbischof wollte Hoffnung bei Schumacher machen
Komplett verurteilen dürfe man Gänswein deshalb aber nicht: „Er beherrscht die Mechanismen der Medien nicht, aber das hat auch etwas Sympathisches. Das Denken an jemanden ist eine der besten Funktionen der Kirche. Aus seiner Überzeugung heraus wollte er mit seinen Worten der Öffentlichkeit Trost vermitteln.“
Der Öffentlichkeit, die ein sehr hohes Interesse an Informationen habe, aber eben auch an guten Nachrichten im Fall Schumacher. „Michael Schumacher ist wichtig für die deutsche Identität“, sagt Groebel. „Er repräsentiert die besten deutschen Tugenden wie Bescheidenheit und Disziplin.“ Deshalb habe Gänswein die Botschaft vermitteln wollen: Es ist längst nicht alles verloren.
„Ich sehe hier keinen großen Skandal“
Für Medienprofis seien Gänsweins Beschreibungen eine „Grenzüberschreitung“, sagt Groebel, „aber ich sehe hier keinen großen Skandal. Die katholische Kirche arbeitet stark mit Bildern und Symbolen, deshalb war Gänswein in seinen Beschreibungen so detailliert.“ Speziell bei Schumachers Händen und Gesicht wurde der Erzbischof konkret.
Es sei dennoch „ungewöhnlich, dass sich ein Vertreter der Kirche zu einem privaten Besuch überhaupt äußert“, fährt Groebel fort. „Und es wirkt natürlich befremdlich, dass solche Aussagen ausgerechnet von einem Freund der Familie kommen.“ Gerade eben, weil Schumachers Angehörige stets auf höchste Diskretion achten.
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