Wer eine Immobilie kaufen will, dem wird angesichts der aktuellen Preise leicht schwindelig. Doch nicht nur die Immobilienpreise sind vielerorts stark gestiegen. Zusätzlich müssen Käufer auch für den Makler immer tiefer in die Tasche greifen, wie eine aktuelle Auswertung zeigt. Laut einer Untersuchung des Maklerunternehmens Homeday legen Immobilienmakler ihre Provisionen immer stärker auf den Käufer um. Und das, obwohl sie meistens gar nicht vom Käufer, sondern vom Verkäufer engagiert wurden.
Für die bundesweite Analyse wertete Homeday mehr als drei Millionen Immobilieninserate der vergangenen vier Jahre aus. Die Daten stammen aus großen Internetportalen, überregionalen und regionalen Tages- und Wochenzeitungen sowie lokalen Anzeigenblättern. Demnach zahlten Immobilienkäufer im dritten Quartal dieses Jahres im Schnitt eine Provision von 4,99 Prozent des Kaufpreises. Vor vier Jahren waren es 4,78 Prozent – ein Anstieg um 4,39 Prozent. In Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Thüringen stiegen die Provisionen für Käufer in diesem Zeitraum besonders stark, nämlich um mehr als zehn Prozent.
Provision auf die Käufer abgewälzt
Im Gegensatz zur Maklerprovision bei Mietwohnungen ist bei Kaufimmobilien weder die Höhe der Provision gesetzlich geregelt, noch wer diese zahlt. Trotzdem haben sich regional übliche Regelungen gebildet. So ist es in Berlin oder Hamburg üblich, dass der Käufer die komplette Provision zahlt. In den meisten anderen Bundesländern teilen sich hingegen traditionell Käufer und Verkäufer die Kosten – in der Regel übernehmen beide Parteien jeweils 3,57 Prozent.
Die Homeday-Analyse zeigt nun, dass diese hälftige Aufteilung sich in der Praxis zu Ungunsten der Käufer verschoben hat. So lagen die vom Käufer tatsächlich bezahlten Provisionen zwischen 2014 und 2018 im Schnitt in allen Flächenbundesländern bis auf Hessen und Brandenburg über den eigentlich üblichen Standard-Provisionen (siehe Tabelle). “Die Maklergebühren in Deutschland sind viel zu hoch”, sagt Homeday-Chef Steffen Wickler, dessen Maklerportal sich auf die Fahnen geschrieben hat, günstiger zu sein als die Konkurrenz.
Tabelle: Maklerprovisionen für Käufer
Bundesland |
Standard-Provision für Käufer |
Tatsächlich gezahlte Provision (im Durchschnitt) |
Berlin |
7,14% |
6,99% |
Brandenburg |
7,14% |
6,90% |
Sachsen |
3,57% |
6,14% |
Hamburg |
6,25% |
6,12% |
Mecklenburg-Vorpommern |
3,57% |
6,10% |
Bremen |
5,95% |
5,87% |
Sachsen-Anhalt |
3,57% |
5,86% |
Thüringen |
3,57% |
5,85% |
Hessen |
5,95% |
5,81% |
Niedersachsen |
3,57% |
5,69% |
Schleswig-Holstein |
3,57% |
5,32% |
Rheinland-Pfalz |
3,57% |
4,55% |
Baden-Württemberg |
3,57% |
4,40% |
Nordrhein-Westfalen |
3,57% |
4,02% |
Bayern |
3,57% |
3,90% |
Saarland |
3,57% |
3,70% |
Quelle: Homeday
Kommt das Bestellerprinzip?
Dass Immobilienkäufer zu viel Provision zahlen, finden mittlerweile auch einige Politiker. Daher gibt es konkrete Überlegungen, dass für Mietobjekte eingeführte Bestellerprinzip (Wer den Makler beauftragt, zahlt ihn auch) auf Kaufimmobilien auszuweiten. Justizministerin Katarina Barley (SPD) hat erklärt, sie wolle das Bestellerprinzip wie bei der Vermietung rasch einführen. Bislang gibt es aber noch keinen Gesetzentwurf.
Die Maklerverbände haben sich jedenfalls bereits vehement gegen die Ausweitung des Bestellerprinzips ausgesprochen. Ein vom Ring Deutscher Makler in Auftrag gegebenes Gutachten kommt sogar zu dem Schluss, der Hauskauf werde dadurch teurer. Es sei zu erwarten, dass die Verkäufer ihre zusätzlichen Maklerkosten einfach auf den Verkaufspreis aufschlagen würden, was zusätzlich auch noch die Kosten für die Grunderwerbssteuer in die Höhe treiben würde.
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