Der Badezimmerschrank kam wie aus heiterem Himmel geflogen – und landete mitten auf der stark befahrenen B 56 in Bonn-Beuel, direkt vor dem Auto von Nils J. (28)! Nur einen Augenblick später wäre der Hängeschrank mit zwei Spiegeln voll in seine Windschutzscheibe geknallt…
Jetzt beschäftigt der Fall die Justiz. Am Dienstag sagte der 28-jährige Controller als Zeuge vor dem Landgericht aus.
Dort wird über das Schicksal von Sarah B. (35, Namen geändert) entschieden – sie hatte den Schrank am 22. Juni aus dem Fenster ihrer Wohnung geworfen.
Heftige Vorwürfe
Der Bonnerin wird gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, aber auch gefährliche Körperverletzung und Bedrohung im Zustand der Schuldunfähigkeit vorgeworfen.
Gekratzt, gebissen, mit dem Tode bedroht
Nach dem Schrank-Wurf war sie in die LVR-Klinik gekommen. Dort soll sie einer anderen Frau die Haare gleich büschelweise ausgerissen, sie gekratzt und ihr in Mund und Nase gefasst haben. Darüber hinaus soll sie eine Mitpatientin mit einer Tasse auf Stirn und Hinterkopf geschlagen, sie mit einer Scherbe geschnitten und ihr auch noch in den Oberkörper gebissen haben. Als Sarah daraufhin fixiert wurde, drohte sie, so der Vorwurf, der Stationsärztin mit dem Tode.
Stimmen gehört
„Ja, das stimmt“, gab Sarah B. die Sache mit dem Schrank zu. Sie habe Stimmen gehört. „Ich habe geputzt. Und die Stimmen sagten mir, ich müsse bis zum Abend fertig sein. Ich war aber hinter einer Fliege her, ich war im Stress, ich war krank.“
Fliesen und Türen bekritzelt
Als die Einsatzkräfte nach dem Vorfall in ihre Wohnung gekommen waren, fiel ihnen sofort auf, dass Fliesen und Türen bekritzelt waren. Unter anderem stand dort auf Arabisch: „Bitte, Hausmeister, hilf’ mir, geben sie mir meinen Schlüssel zurück.“
Die anderen Vorwürfe bestritt die Beschuldigte am ersten Verhandlungstag, den mehrere ihrer Angehörigen im Publikum mitverfolgten. Darunter ihre Schwester und ihre kleine Nichte. In einer Pause durfte Sarah B. das Kind kurz in ihre Arme schließen…
Das Gericht muss jetzt entscheiden, ob die 35-Jährige dauerhaft in der Psychiatrie untergebracht wird. Sarah B. ist schizophren und steht seit Ende 2014 unter Betreuung.
Sie glaubte, beobachtet zu werden
Auch Nils J. bekam mit, wie sie „etwas verwirrt“ schien. Der junge Autofahrer, der nach dem Schrank-Wurf unter Schock stand, berichtete dem Gericht, Sarah B. habe den Polizisten erklärt, sie hätte in ihrer Wohnung alle Spiegel abgenommen, weil sie beobachtet würde.
Dieser Artikel wurde verfasst von Iris Klingelhöfer
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