Kampfansage gegen den Krebs: Deutschland will die Krebsforschung vorantreiben und die Prävention stärken. “Wir wollen Krebs besser verstehen, wir wollen Krebs verhindern, und wir wollen Krebs heilen”, sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) in Berlin zum Start der “Nationalen Dekade gegen Krebs”. Patienten sollen künftig vor allem schneller von neuen Forschungsergebnissen profitieren. Bislang dauert es oftmals mehrere Jahre, bis vielversprechende Therapien bei den Betroffen ankommen.
Fast 500.000 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr neu an Krebs, rund 220.000 sterben daran. Krebs ist nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen damit die zweithäufigste Todesursache. Experten erwarten, dass die Neuerkrankungen bis 2030 vor allem aufgrund der älter werdenden Bevölkerung auf 600.000 im Jahr steigen werden.
Karliczek: “Wir wollen diesem Schicksal die Stirn bieten”
“Wir wollen diesem Schicksal die Stirn bieten”, sagte Karliczek. Dafür sollten Forscher, Ärzte, Patienten und Angehörige enger vernetzt werden.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) beschrieb das ambitionierte Ziel mit den Worten: “Andere fliegen zum Mond, wir wollen den Krebs besiegen.” Zwar seien die Überlebenschancen bei Krebserkrankungen gestiegen. Es gehe aber darum, die Kräfte noch mehr zu bündeln. “Krebs muss heute kein Todesurteil mehr sein, ist es aber noch zu oft”, sagte der Minister.
Spahn hält Krebsleiden in absehbarer Zeit für besiegbar. „Es gibt gute Chancen, dass wir in zehn bis 20 Jahren den Krebs besiegt haben“, so Spahn gegenüber der „Rheinischen Post“. Der medizinische Fortschritt sei immens, die Forschung vielversprechend. „Und wir wissen deutlich mehr. Es gibt Fortschritte bei der Krebserkennung, bei der Prävention.“
Immerhin ein Fünftel der Krebserkrankungen ließen sich aufs Rauchen zurückführen. Eine weitere Ursache seien schlechte Ess- und Lebensgewohnheiten, die man durch Aufklärung stärker in den Griff bekommen könne.
Krebsgesellschaft bremst Spahns Optimismus
Die Deutsche Krebsgesellschaft teilt Spahns Optimismus nur bedingt. Johannes Bruns, Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft, sagte auf Nachfrage von FOCUS Online: “In der Tat ist der medizinische Fortschritt rasch und die Forschung vielversprechend. Allerdings führen die neuen Erkenntnisse auch dazu, dass die Differenzierung der unterschiedlichen Krebsarten immer kleinteiliger wird.”
Das sei eine große Herausforderung für das Gesundheitssystem, so Bruns weiter. Ob Krebs wirklich in absehbarer Zeit heilbar wird, sei vor allem auch davon abhängig, wie schnell innovative Therapien in die Regelversorgung kämen, so dass alle Patienten profitierten. Und das hängt unter anderem auch an der Bundesregierung. Das von Spahn nun formulierte Ziel sei jedenfalls “sportlich”, so eine Sprecherin der Krebsgesellschaft.
Forschungsförderung für Prävention und Diagnose von Krebs
In einem ersten Schritt fördert das Bundesforschungsministerium in den kommenden Jahren praxisverändernde klinische Studien zur Prävention, Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen mit bis zu 62 Millionen Euro. Es geht dabei darum, Therapien zu vergleichen, damit sich die wirksamste Behandlung durchsetzen kann. Zudem sollen im Laufe der Dekade bis zu acht weitere nationale Tumorzentren aufgebaut werden, um die Zusammenarbeit von Forschung und Ärzten zu stärken.
Noch größeres Augenmerk soll künftig auf die Prävention und die Früherkennung gelegt werden. Experten des Deutschen Krebsforschungszentrums (dkfz) haben ermittelt, dass in Deutschland mindestens 37 Prozent aller Krebsneuerkrankungen auf das Konto von vermeidbaren Risikofaktoren wie Rauchen oder Übergewicht gehen. Werden zusätzlich Früherkennungsuntersuchungen etwa gegen Darmkrebs berücksichtigt, so wäre sogar die Hälfte aller Krebsfälle vermeidbar.
Früh erkannte Tumore können häufig geheilt werden
“Ein früh erkannter Tumor kann sehr häufig geheilt werden”, sagte Michael Baumann, Vorstandschef des Deutschen Krebsforschungszentrums. Ziel der Prävention sei es, mittelfristig die Zahl der Krebsneuerkrankungen zu senken. Dies sei heute bereits durch einen gesunden Lebensstil und Impfungen gegen Humane Papillomaviren (HPV) möglich, die unter anderem Gebärmutterhalskrebs auslösen können.
Impfungen auch gegen andere krebsauslösende Viren und Bakterien zu entwickeln, sei ein Ziel der weiteren Forschung. Ein Ansatz seien auch mögliche Medikamente gegen chronische Entzündungen, die ebenfalls stark mit einem späteren Krebsrisiko verbunden sind. Die “Nationale Dekade gegen Krebs” wertete Baumann als “starkes Signal”.
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