Lachender Dritter?: Bundesliga: Ist Gladbach sogar titelreifer als Dortmund und Bayern?
Die Mannschaft von Dieter Hecking gewinnt auf Schalke und unterstreicht dabei klar und deutlich ihre Meisterschaftsambitionen – nicht nur spielerisch. Borussia Mönchengladbach könnte am Ende der Spielzeit tatsächlich oben stehen, denn die Fohlen haben sowohl dem BVB als auch den Bayern etwas voraus.
Mit dem Sieg auf Schalke rückt Gladbach in den engsten Kreis der Titelanwärter vor – auch wenn nach wie vor in erste Linie der BVB und auch die Bayern als Top-Kandidaten gehandelt werden.
Allerdings könnten sich die Gladbacher diesen Außenseiterstatus, mit dem sie versehen werden, zum Vorteil machen. Vier Gründe sprechen dafür, dass Gladbach am Ende der Saison der lachende Dritte ist und tatsächlich ganz vorne landet.
1. Abgezockte Spielweise
Die souveräne Spielweise der Gladbacher ist titelreif. Die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking lässt sich zu keiner Phase eines Spiels beunruhigen – nicht durch vergebene Chancen, nicht durch ein Gegentor oder eine unglückliche Schiedsrichterentscheidung.
Die Gladbacher legen sich ihre Gegner zurecht, um bei den Kontrahenten kleinste Fehler zu provozieren und diese konsequent auszunutzen. Die Spielart der ist darauf ausgelegt, Spiele 1:0 oder 2:0 zu gewinnen. Kein Spektakel, keine Ausrutscher – dafür aber drei Punkte.
Die Elf von Hecking wirkt dabei wie eine Maschine. Defensive und Offensive verschmelzen übergangslos und harmonieren in Perfektion. Beispiel gefällig? Christoph Kramer war es, der die Gladbacher auf Schalke zum Sieg führte und Thorgan Hazard war sich in dem Spiel nicht zu schade, drei oder vier Mal mit einer Grätsche in der eigenen Hälfte auf sich aufmerksam zu machen.
Im Vergleich zu den Bayern oder dem BVB, die oftmals in der Defensive in Drucksituationen geraten, ist die Spielweise der Fohlen wohl die meisterschaftsreifste – kühl, zielorientiert, konstant und effizient.
2. Teamspirit
Die Gladbacher sind ein gefestigtes Team und verkörpern dieses Gefühl nach außen. Verteidiger, die Tore schießen und Offensivspieler, die hinten aushelfen. Die Mannschaft von Hecking ist hervorragend ausbalanciert.
Aber man muss genauer hinschauen und hinhören, um zu verstehen, wie tief der Kollektiv-Gedanke bei Gladbach verankert ist. Veltins-Arena, 85. Minute. Nachdem sich die Schalker dezimiert haben, drücken die Gäste auf das Führungstor. Hazard spielt den Ball von der linken Seite flach an die Strafraumgrenze, wo Lars Stindl gut positioniert ist.
Der Stürmer sucht aber nicht selbst den Abschluss, sondern lässt den Ball geschickt durch die eigenen Beine laufen, um dadurch Kramer in Szene zu setzen. Dieser ist in noch aussichtsreicherer Position – und nutzt diese sehenswert zum Führungstreffer.
Wie gering die Egoismen im Team der Fohlen wirklich sind, beweist der Torschütze Kramer im Interview nach dem Spiel, als er auf seine momentane Reservisten-Rolle angesprochen wird.
“Mit meiner Situation kann ich nicht zufrieden sein. Es bringt aber nichts, rumzunörgeln. Das hat für mich auch was mit Stolz und Ehre zu tun. Die Mannschaft macht es gut, auch auf meiner Position wird richtig gut gespielt. Von daher bin ich da sehr entspannt und solange wir gewinnen, kann es mir nur Recht sein, auch wenn ich gerne mehr zu Siegen beitragen würde.”
Diese Aussage wird nicht nur Hecking freuen, sondern unterstreicht auch, wie gesund der Konkurrenzkampf in Gladbach ablaäuft und wie sehr die Mannschaft harmoniert.
3. Neue Auswärtsstärke
Die Gladbacher haben in der Winterpause ihre Hausaufgaben gemacht. Nach der Hinrunde war offensichtlich, dass die Fohlen in der Rückrunde ein anderes Auftreten in der Ferne an den Tag legen müssen, um ganz oben mitspielen zu können.
Nur zwei Auswärtssiege konnte die Mannschaft von Hecking in der Hinrunde verbuchen. Viel zu anfällig war die sonst so sichere Defensive, viel zu selten konnte man vermeintlich schwächeren Gegnern das eigene Spielsystem aufzwingen.
Daran scheinen die Gladbacher hart gearbeitet zu haben. Die Bilanz in der bisherigen Rückrunde spricht für sich. Zwei Auswärtsspiele, zwei Siege – und das in Leverkusen und auf Schalke.
Sollten die Gladbacher weiterhin ihre Auswärtsspiele auf ähnliche souveräne Art gewinnen wie ihre Heimspiele (12 gewonnen Spiele in Folge vor eigenem Publikum), darf man sich in Gladbach ernsthafte Hoffnungen auf den ersten Meisterschaftstitel seit 1977 machen.
4. Keine Doppelbelastung
Im Gegensatz zu Dortmund und Bayern können sich die Gladbacher komplett auf die Bundesliga fokussieren. Während der BVB und die Münchner noch Spiele im DFB-Pokal sowie in der Champions League absolvieren, kann Hecking gezielt Pausen einlegen und somit ausgeruht in jedes Ligaspiel gehen.
Die Gladbacher Mannschaft ist mit all ihren Fähigkeiten nicht nur ein Anwärter auf einen Champions-League-Platz. Bei diesen Voraussetzungen – und mit etwas Glück – könnte die Mannschaft von Hecking am Ende der Spielzeit der lachende Dritte sein. Allerdings müssen dabei natürlich auch die zwei großen Konkurrenten im Titelkampf mitspielen.
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