Die verdeckten Ermittlungen gegen einen Drogenring um führende Residenten der kalabrischen N’drangheta führten in den Rhein-Erft-Kreis. Monatelang überwachten die Strafverfolger eine türkische Connection im Raum Wesseling, die offenbar eng mit dem deutschen Ableger der derzeit mächtigsten Mafia-Organisation in Süditalien Geschäfte machte.
Es ging um Kokainhandel im großen Stil, in den mutmaßliche Ganoven wie Serkan B. und seine Bekannten Hunderttausende Euro steckten. Nach außen hin gab der türkische Unternehmer den seriösen Betreiber einer Kfz-Werkstatt und einer Tankstelle ab, nach innen soll er indes die finanziellen Transaktionen zu den Mafiosi gelenkt haben.
Telefonate ließen Beziehungen zur Polizei auffliegen
Anders aber als seine italienischen Geschäftspartner benutzte Serkan B. keine Handys mit einer Verschlüsselungs-Software. Offen plauderte er am Telefon mit seinen türkischen Investoren über die Schiebereien. Dadurch lieferte der Werkstattbetreiber der zuständigen Staatsanwaltschaft Duisburg wertvolle Hinweise auf den gesamten Drogenring, die letztlich im vergangenen Dezember zu einer der größten Razzien gegen die italienische Mafia führten.
Nach FOCUS-Online-Informationen flogen durch die Telefonate des türkischen Unternehmers auch dubiose Beziehungen zu Polizeibeamten und Ordnungsamtsmitarbeitern auf. Offenbar verfügte Serkan B. über ein gutes Informationsnetzwerk innerhalb der Behörden.
Illegales Glücksspiel in türkischem Café
Im vergangenen Jahr meldete sich eine Freundin bei dem Liebhaber teurer Sportwagen. Die Mutter der Anruferin arbeitete bei der Kölner Polizei. Sie hatte sich Sorgen über den Umgang ihrer Tochter mit dem türkischen Werkstatt-Betreiber gemacht und daraufhin den Polizeicomputer nach Vorstrafen durchforstet. Dabei war sie auf einige Einträge gestoßen. Alarmiert konfrontierte sie ihre Tochter mit den Erkenntnissen.
In dem Zusammenhang ging es unter anderem um eine Kontrollaktion der Ordnungsbehörden in einem türkischen Café in Wesseling. Dabei sollen etwa 60.000 Euro in bar auf dem Tisch gelegen haben. Seither werde wegen illegalen Glückspiels ermittelt, berichtete die Mutter ihrer Tochter.
Im Umfeld des Lokals habe man die Kennzeichen der geparkten Autos aufgenommen und überprüft, ließ sie wissen. Dabei sei Serkans Kennzeichen aufgefallen. Nach FOCUS-Online-Recherchen soll die Mutter ihre Tochter beschworen haben, den Kontakt zu dieser dubiosen Figur abzubrechen.
Freundin stellt Werkstattbesitzer zur Rede
Doch die wollte nichts davon wissen. Vielmehr stellte sie Serkan B. telefonisch zur Rede: Ob er an den kriminellen Zockereien in dem Lokal beteiligt sei, wollte die junge Anruferin wissen. Der Werkstattbesitzer verneinte. Er räumte zwar ein, häufig Gast in dem Café zu sein, um einen Kaffee zu trinken. Aber mit der Sache habe er nichts zu tun, beteuerte B. am Telefon.
Das Gespräch schreckte den Koksfinanzier auf. Kurze Zeit später klingelte er bei einer weiteren Bekannten aus dem Ordnungsamt in Wesseling durch. B. erkundigte sich bei der Außenmitarbeiterin, ob sie Näheres über die Geschichte mit dem illegalem Glücksspiel wüsste?
Freimütig lieferte die so Gefragte dem Drogen-Investor weitere Informationen zu den Umständen der Kontrollaktion in dem Café. Auch gab sie ihm den Rat, vorsichtig zu handeln, da die Ermittler ja nun sein Kennzeichen hätten. B. wies jedoch jegliche Schuld und Wissen um etwaige krumme Machenschaften im besagten Zocker-Treff von sich.
Staatsanwaltschaft Duisburg ermittelt
Wo fängt die Grenze an, da Amtsträger der Sicherheitsbehörden Freunden mit internen Infos helfen dürfen ? Generell ist das Übermitteln sensibler oder Personen geschützter Daten aus dem Polizei- oder Ordnungsamtscomputer strafbar.
Vor dem Hintergrund ermittelt die Staatsanwaltschaft Duisburg gegen die beiden amtlichen Durchstecher wegen Geheimnisverrats. Dabei scheint es bisher wenig wahrscheinlich, dass beide von den Deals mit der Mafia wussten.
Kontakte genutzt, um Benzindiebe zu identifizieren
Ähnliches trifft auf einen Polizeibeamten aus Wesseling zu, der für Serkan B. bisweilen die Halter von Fahrzeugen herausfand. Allzu oft prellten Autofahrer die Zeche an der Tankstelle des Betreibers.
Und so schnitten die Lauscher von Amts wegen mit, als Serkan B. seinen Spezi auf der Wache per SMS anfunkte, um wieder einmal einen der Benzindiebe zu identifizieren, dessen Kennzeichen die Überwachungskamera aufgezeichnet hatte. In dem Zusammenhang jammerte der türkische Tankstellenbesitzer über sein Schicksal. Immer wieder werde er Opfer solcher Typen. Aber die Staatsanwaltschaft stelle die Verfahren regelmäßig wegen der geringen Schadenssummen ein.
Also betrieb Serkan B. sein eigenes Inkasso mit Hilfe des Polizisten. Letzterer lieferte ihm auf Anfrage nach kurzer Zeit Namen und Adresse, um im abgehörten Fall 32 Euro einzutreiben. Gefolgt von der süffisanten Bemerkung: Es treffe ja keinen Armen.
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