Es gibt Worte, die einen seltsam berühren, Worte, die mitten ins Herz treffen. Weil sie an etwas erinnern, das viele Menschen im hektischen Alltag oft vergessen: Das Leben ist ein großes Geschenk, etwas Einzigartiges, etwas Wunderbares. Aber: Es ist endlich.
„Wir alle sind nur Gäste auf dieser Erde und werden eines Tages sterben. Es ist nicht die Frage ob, sondern nur, wann. Umso wichtiger ist es, zu wissen, dass es Orte und Menschen gibt, die dem Leben verbunden sind und wo ein Sterben in Würde stattfinden kann.“
Der Satz stammt von Ulrich Wedding, Vorstandsvorsitzender der Hospiz- und Palliativ-Stiftung Jena. Er sagte ihn an diesem Dienstag bei einer Festrede vor 250 Gästen – zur offiziellen Eröffnung des ersten stationären Hospizes in der thüringischen Universitätsstadt.
Schwerstkranken Menschen „ein neues Zuhause geschenkt“
Wedding bedankte sich bei allen Spendern und Förderern, die den Betrieb der Einrichtung (Baukosten 3,7 Millionen Euro) im Stadtteil Lobeda ermöglicht haben: „Denjenigen Menschen, denen das Geschenk des Lebens auf dieser Erde nicht mehr lange Zeit vergönnt sein wird, haben Sie ein neues Zuhause geschenkt.“
Zu den größten „Schenkern“ gehören der Jenaer Stadtrat (200.000 Euro) und das Thüringer Sozialministerium (rund 150.000 Euro). Auch Banken, Supermärkte, Schulen, Firmen, kleine Handwerksbetriebe und Dutzende Privatleute haben Geld für das Projekt gesammelt.
Die wohl außergewöhnlichste Spende kam nach Angaben der Hospiz-Stiftung von einem kleinen Kind.
Überraschung am Nikolaustag: Briefumschlag voller Münzen
Das vier Jahre alte Mädchen war Ende 2018 mit einem Nachbarn an der Baustelle für das Hospiz vorbeigelaufen und wollte wissen, was dort entstehe. „Als die Kleine hörte, dass hier bald schwerstkranke Menschen bis zu ihrem Tod betreut werden, hat sie spontan beschlossen, ihr Sparschwein zu knacken“, sagte Betina Meißner von der Jenaer Hospiz-Stiftung zu FOCUS Online.
Zum Nikolaustag habe der Nachbar dann einen Briefumschlag vorbeigebracht, prall gefüllt mit 5-, 10-, und 20-Cent-Münzen. Es waren die gesamten Ersparnisse der Vierjährigen, die anonym bleiben soll: 26 Euro und 16 Cent.
Die Hospiz-Verantwortlichen waren sehr gerührt – und dankbar. Denn sie können jede noch so kleine Unterstützung gut gebrauchen. Für den Betrieb der Einrichtung sind laut Stiftung jährlich bis zu 80.000 Euro Spenden nötig.
27 Mitarbeiter umsorgen bis zu zwölf Bewohner
Mitte Februar sollen die ersten Bewohner einziehen. Bis zu zwölf Frauen und Männer können hier ihre letzte Lebenszeit verbringen. Insgesamt 27 Mitarbeiter, darunter Fachpflegekräfte, Köchinnen, Reinigungspersonal und ein Psychologe werden die Gäste und ihre Angehörigen in dem einstöckigen Flachbau mit Garten umsorgen.
Vielleicht wird das vierjährige Mädchen, das so viel Herz zeigte, irgendwann vorbeischauen und sich daran erfreuen, dass seine kleine Spende etwas wirklich Großes bewirkt hat.
Im Video: Husky wird nach 18 Monaten 1770 Kilometer entfernt gefunden
Credit: Source link