Seit mehreren Tagen demonstrieren Bürger Algeriens gegen die erneute Kandidatur ihres Präsidenten Abdelaziz Bouteflika. In der Hauptstadt Algier kam es dabei zu Zusammenstößen mit der Polizei, wobei auch Tränengas eingesetzt wurde, berichtet der Sender Al Arabiya. Auch in den Städten Constantine und Jijel kam es zu Protesten, an denen hauptsächlich Studenten teilnehmen.
In der Haupstadt Algiers haben Sicherheitskräfte ihre Kontrollen wegen der anhaltenden Proteste verschärft. Die Proteste der vergangenen Tage waren die schwersten seit dem Arabischen Frühling 2011, der in Tuniesien und Ägypten für Regierungswechsel sorgte. In der Hauptstadt Algier sind Demonstrationen seit dem Jahr 2001 verboten. Auch in Frankreich kam es unter den dort lebenden Algeriern zu Protesten.
Bouteflika bietet Kompromiss an
Hintergrund der Proteste ist die Ankündigung Bouteflikas, bei der Präsidentschaftswahl am 18. April erneut anzutreten. Es wäre seine fünfte Amtszeit. Allerdings kündigte er an, dass er – falls er wiedergewählt wird – innerhalb eines Jahres Neuwahlen ausrufen werde, um den Weg für einen Nachfolger und Reformen freizumachen. Demonstranten bezeichneten die Ankündigung, die er über einen Sprecher verkünden ließ, als “Farce”. Die Opposition kündigte einen Wahlboykott an.

Algeriens Präsident Abdelaziz Bouteflika ist seit 1999 an der Macht. (Archivbild)
Der 82-jährige Bouteflika ist seit April 1999 als Präsident im Amt, zuletzt wurde er 2014 wiedergewählt. Seit einem Schlaganfall im Jahr 2013 war der Langzeit-Präsident kaum noch öffentlich aufgetreten. Er sitzt seitdem im Rollstuhl und hat große Probleme beim Sprechen. Für viele Algerier ist Bouteflika zum Symbol eines verkrusteten Systems geworden, das an der Macht festhalten will.
In Algerien sind rund zehn Prozent der Menschen arbeitslos, besonders hoch ist die Jugendarbeitslosigkeit (Stand 2017). Das Land ist stark vom Öl- und Gasexport abhängig. Der Einbruch des Erdölpreises in den vergangenen Jahren hat die Wirtschaft des Landes schwer getroffen, trotz einer leichten Erholung.
Quellen: Reuters, Al Arabiya, Al Jazeera, Amnesty International, Der Neue Fischer Weltalmanach 2019, Nachrichtenagentur DPA

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