Nach dem Massaker von Christchurch ist Neuseelands berüchtigtste Rockergang in die Öffentlichkeit getreten. Der Mongrel Mob wird mit vielen Formen von Gewalt in Verbindung gebracht. Er ist aber auch ein multikulturelles Gegenstück zum von weißen Einwanderern dominierten Neuseeland. Ursprünglich wurde die Gang von Weißen gegründet, sie nahm aber schon in den Siebzigerjahren viele Maori auf. Heute mischen sich in ihr die Insignien zweier militanter Kulturen: Hakenkreuz, Bulldog und deutscher Stahlhelm stammen aus der Zeichenwelt des Zweiten Weltkrieges, die Tattoos nehmen die kriegerische Tradition der Ureinwohner Neuseelands auf.
Mitglieder des Mongrel Mob – wie auch andere Biker-Gangs – haben nach dem Massaker geschworen, vor Moscheen Wache zu halten, damit Muslime ungefährdet beten können. Der regionale Präsident Sonny Fatu sagte zu dem Portal “Stuff”, die Biker würden die “muslimischen Brüder und Schwestern unterstützen, egal wie lange sie uns brauchen.”
Die Rocker seien von Gläubigen kontaktiert wurden, die Angst hatten, zur Moschee zu gehen.
Weltweit bekannt wurden die Rocker durch den Fotografen Jono Rotman. Er verbrachte acht Jahre mit den Mitgliedern des Klubs. Diese Gruppe ist kein klassischer Motorradverein. Sie wird mit allen Formen von Bandenkriminalität wie Waffenhandel, Drogenschmuggel und Prostitution in Verbindung gebracht. Weder davon noch von dem ewigen Krieg mit der rivalisierenden Gang Black Power ließ Rotman sich abschrecken.
Zwei kriegerische Kulturen
Rotman interessiert sich nicht für die Gewalt und die Kriminalität, auf seinen Fotos studiert er nur die undurchdringlichen Gesichter der Gangmitglieder. In ihnen erkennt man die Geschichte des Mongrel Mobs. Auf den Porträts wird der Betrachter allein mit den äußeren Zeichen der Rocker konfrontiert. Mit ihren Jacken, den Tattoos, die sie unwiderruflich als Gang-Mitglied kennzeichnen, und den Blicken, mit denen sie in die Kamera starren. Rotman nennt diese Männer – für Frauen ist in dieser Gang kein echter Platz – seine Freunde, davon merkt man vor der Kamera allerdings nichts. Die überlebensgroßen Fotos führen zu einer Konfrontation: Dort diese rätselhaften und furchteinflößenden Männer, hier der Betrachter, der unwillkürlich eine Haltung einnimmt und versucht, in ihren Gesichtern zu lesen.
Kein Idyll
Rotman wünscht, dass seine Serie den Blick auf Neuseeland schärfen soll, ein Land, das eben nicht nur aus schönen Landschaften und den Kulissen für Herr der Ringe bestehe. Tatsächlich ist Rotman nicht der Erste, der den Blick auf die Schattenseite des Landes wirft. 1994 wurde der Film “Once were Warriors” weltweit zu einem Überraschungserfolg, er zeigt die gewalttätige Subkultur der Maori-Gangs. 2013 führte die Miniserie “Top of the Lake” von Jane Champion in eine falsche Idylle von Kindesmissbrauch und Drogenlaboren inmitten eines Urlaubsorts.
Die Fotoserie wurde weltweit gezeigt, 2018 wurden die Fotos in dem Band ‘Mongrelism’ veröffentlicht. Hier schrumpfen die gigantischen Gesichter natürlich aufs Buchformat, so wie in unser Fotostrecke.
Buchveröffentlichung 2018: Jono Rotman ‘Mongrelism’ 45 Euro
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