Perspektiven am Morgen: Schwache US-Berichtssaison voraus
Mit den „Perspektiven am Morgen“ stimmt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank, Anleger mit Ausblicken, Kurzanalysen und Neuigkeiten auf den Tag ein. Heute: Wichtige Termine der Woche, Ifo-Index, Hongkong-Dollar und Sportbekleidung im Trend.
Der ifo-Index ist im März besser ausgefallen als von Analysten
erwartet, im ersten Quartal dürften nicht nur die schwache
Weltkonjunktur und der Handelsstreit die US-Unternehmen belastet
haben, und IT-Verantwortliche setzen bei Callcentern und
Kundenservice auf KI aus der Cloud.
Hoffnungszeichen für deutsche Konjunktur
Besser als erwartet: Der ifo-Geschäftsklimaindex blieb im März unter dem langjährigen Durchschnitt von 100 Punkten – mit 99,6 Punkten kam er ihm aber näher, als die meisten Analysten nach dem sehr schwachen Einkaufsmanagerindex zu hoffen gewagt hatten. Sowohl die Lageeinschätzung als auch der Blick in die Zukunft verbesserten sich. Dies deutet darauf hin, dass sich die Konjunktur stabilisieren könnte, da der ifo-Index mehr Unternehmen einbezieht als der Einkaufsmanagerindex. Probleme im Verarbeitenden Gewerbe werden aber auch in der ifo-Umfrage sichtbar. Die Stimmung fiel hier von 9,1 Punkten im Februar auf 6,6 Punkte im März. Der Euro und die Renditen von Bundesanleihen erholten sich daraufhin nur leicht, zehnjährige Papiere rentierten lediglich kurzzeitig positiv.
Aussichten der US-Industrie gedämpft
Aktien von
US-Industrieunternehmen haben Euroanlegern in diesem Jahr bisher
knapp 16 Prozent Performance eingebracht. Zugleich ist ihre
Bewertung gestiegen: Handelte der Sektor Ende 2018 noch mit einem
Abschlag, liegt das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis
derzeit leicht über dem langjährigen Niveau von 15. Die
Anlegerstimmung gegenüber der US-Industrie hat sich zuletzt
eingetrübt. Denn die Unternehmenslenker haben die Erwartungen für
die Ergebnisse im laufenden Quartal zuletzt wiederholt gedämpft.
Vor allem die schwächelnde Konjunktur in Europa und China sowie
Probleme auf dem Auto- und Elektronikmarkt machen dem Sektor zu
schaffen. Daher könnten immer mehr Investoren die Gewinnprognosen
für das Gesamtjahr von derzeit plus neun Prozent infrage stellen –
und Kursgewinne realisieren.
Schwache US-Berichtssaison voraus
Aktuell präsentieren die letzten
Unternehmen des S&P500 Ergebnisse für das Schlussquartal –
insgesamt dürften sie die Gewinnprognosen um rund drei Prozent
übertreffen. Der Markt konzentriert sich aber schon auf die nächste
Berichtssaison: Sie läuft Mitte April an, im Vergleich zum
Vorjahresquartal wird ein Gewinnrückgang von 1,7 Prozent erwartet.
Gründe sind die schwächelnde globale Konjunktur und der
Handelsstreit. Einige Tech-Konzerne klagen zudem über
Nachfrageschwäche. Der im Vergleich zum Vorjahresquartal gesunkene
Ölpreis belastet zudem die Energieunternehmen. Angesichts der
niedrigen Erwartungen halte ich positive Überraschungen für
möglich. Zugleich werden jedoch wegen der temporären Sperrfrist für
Aktienrückkäufe die wichtigsten Nachfrager am Markt fehlen. Die
Schwankungen bei US-Aktien könnten daher zunehmen.
Künstliche Intelligenz beim Kundenservice im Trend
Auf der
Konferenz Enterprise Connect 2019 hat sich ein Trend abgezeichnet:
IT-Verantwortliche in Nordamerika wollen, nach Jahren geringer
Ausgaben, verstärkt in die digitale Transformation von Callcentern
und Software zur Verbesserung des Kundenbeziehungsmanagements
investieren. Künstliche Intelligenz spielt hier eine immer größere
Rolle. So helfen beispielsweise Sprachanalysesysteme Betreuern, die
Beratung an die Stimmung der Anrufer anzupassen. Die führenden
Unternehmen in dem Segment bieten ihre Produkte als Cloud-Lösungen
an und erzielen so bessere Margen. Der Marktanteil solcher
Cloud-Angebote liegt derzeit zwar noch unter 20 Prozent, bei
Neuinvestitionen sind sie jedoch das Mittel der Wahl.
Japan-Aktien locken mit günstigen Bewertungen
Aktien aus Japan
könnten für Anleger mit entsprechender Risikoneigung eine
interessante Beimischung im Depot sein: Papiere an der Tokioter
Börse sind im langjährigen Vergleich günstig bewertet, japanische
Unternehmen könnten zudem ihre Ausschüttungen weiter steigern.
Meine detaillierte Analyse des Marktes lesen Sie bei Markt und
Meinung.
Zahl des Tages: 78
In München steht ein Hofbräuhaus. Die
Frauenkirche. Und demnächst das größte transportable Riesenrad der
Welt: „Hi-Sky“ heißt die XXL-Attraktion, die ihre Fahrgäste auf 78
Meter Höhe bringt und damit schon im Guinnessbuch steht. In den
stilecht blau-weißen Gondeln soll sogar ein Weißwurstfrühstück
serviert werden, das man ebenso in Ruhe genießen kann wie die
Aussicht – dauern diese Extrafahrten doch etwa eine Stunde.
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