“Wir sollten die Menschen nicht für eine Ellbogengesellschaft abrichten, sondern gerechte Verhältnisse schaffen.” Auch der Soziologe Raj Kollmorgen von der Hochschule Zittau-Görlitz warnte davor, die westdeutsche Konkurrenznorm einfach zu übernehmen. Er riet den Westdeutschen vielmehr, selbstkritisch zu sein.
Gauck hatte erklärt, vielen Ostdeutschen fehle “dieser absolute Durchsetzungswille”. Sie hätten sich in der DDR keine Wettbewerbsmentalität antrainieren können.
Der Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Dietmar Bartsch, sagte dem RND unterdessen mit Blick auf die jüngste Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) zu Gemeinsamkeiten zwischen Ostdeutschen und Migranten, diese sei “keine Überraschung, sondern Ergebnis von drei Jahrzehnten vielfach unsozialer Regierungspolitik, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt massiv beschädigte”. Dass sich viele Ostdeutsche und Migranten als Bürger zweiter Klasse fühlten, sei nachvollziehbar. Bartsch forderte “die Wiederherstellung des Sozialstaates, zum Beispiel ein wirkungsvolles Programm gegen Kinderarmut, um gesellschaftliche Ausgrenzung von Anfang an zu bekämpfen”.
Der grüne Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir sagte: “Trotz aller deutlichen Unterschiede gibt es doch überraschende Gemeinsamkeiten: Bei beiden Gruppen wird gerne pauschalisiert und von den Ostdeutschen und den Muslimen gesprochen. Beiden Gruppen wird gerne unterstellt, dass sie grundsätzlich ein Problem mit Extremismus haben, die einen mit Rechtsradikalismus und die anderen mit Islamismus.” Generell werde die Debatte “allzu oft undifferenziert und oberflächlich geführt”.
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