Perspektiven am Morgen: Konjunktursorgen und neue Zölle belasten – Weltbörsen treten auf der Stelle
Mit den „Perspektiven am Morgen“ stimmt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank, Anleger mit Ausblicken, Kurzanalysen und Neuigkeiten auf den Tag ein. Heute: Konjunktursorgen drücken Ölpreise, Trumps Mexikozölle belasten den Peso, Terminkalender und weitere.
„Sell in May and go away”: An der Börse ist der Mai schon lange berüchtigt, dieser hatte es auch handelspolitisch in sich. Nachdem US-Präsident Donald Trump am 5. Mai neue Strafzölle auf Importe aus China angekündigt hatte, endete der Monat mit der Androhung von Zöllen auf US-Einfuhren aus Mexiko. Die Notstandsverordnung soll wegen der Migration aus Mexiko erlassen werden. Wirtschaftlich betroffen sind Unternehmen weltweit, die Produktionsstätten in Mexiko haben, um in die USA zu liefern – japanische und europäische Autobauer, Bierproduzenten oder Banken. Denn der mexikanische Peso wertete um bis zu 3 Prozent ab, was in Mexiko erzielte Umsätze in US-Dollar oder Euro mindert. Das Ereignis ist ein böses Omen für die Handelsgespräche Washingtons mit China, Europa sowie weiteren Ländern und könnte die Aktienmärkte im Sommer belasten
Weltbörsen treten seit März auf der Stelle
Wer seit Anfang März nicht mehr bei Aktien aktiv war, hat nicht viel verpasst – und im Mai sicher ruhiger geschlafen als andere Anleger: Der Weltaktienmarkt notiert seither in Euro gerechnet fast unverändert, ebenso DAX und S&P 500. Große Unterschiede zeigen sich wie so oft auch unter der Oberfläche: Während Südkorea und China handelsstreitbedingt deutlich im Minus liegen, hat sich das Engagement in Indien dank Narendra Modis Wahlsieg mit zweistelligen Gewinnen ausgezahlt. Zur zuletzt düsteren Stimmung an den Börsen passen die Korrektur bei Öl sowie die fallenden Kupferpreise. Wenig überraschend sind „sichere Häfen” wie Gold, Staatsanleihen, Yen oder Schweizer Franken wieder gefragt. Das könnte im aktuell unsicheren Politik- und Marktumfeld noch eine Weile so bleiben
Konjunktursorgen drücken Ölpreise
Die Ölpreise sind seit April um gut 13 Prozent gefallen. Dabei spricht eine lange Liste von Angebotsfaktoren eigentlich gegen niedrigere Preise:
- geopolitische Spannungen im Nahen Osten
- Venezuelas verzögerter Regimewandel (Kolumbien fördert mit einem Hundertstel der Ölreserven 20 Prozent mehr als Venezuela!)
- russische Pipelineausfälle
- saudi-arabische Disziplin mit fünf Prozent Unterschreitung der Förderquoten im April
- abnehmende Dynamik des US-Schieferölbooms
- verschärfte Umweltregulierung bei Tankerschiffen ab 2020
Was diese Woche wichtig wird
- Montag: US-Präsident Donald Trump auf Staatsbesuch in Großbritannien – Mittwoch geht es weiter nach Irland, Donnerstag nach Frankreich.
- Montag: Mai-Stimmungsbarometer für das Verarbeitende Gewerbe in Japan, Europa, China und den USA – Analysten erwarten in China eine leichte Verschlechterung, in den USA eine leichte Verbesserung.
- Dienstag: Konsumentenpreise in der Eurozone – gegenüber April wird ein Rückgang der Kerninflation von 1,3 auf 1,0 Prozent erwartet.
- Dienstag: US-Notenbankchef Jerome Powell eröffnet die Fed-Research-Konferenz in Chicago.
- Mittwoch: Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungssektor in Japan, Europa, China und den USA.
- Mittwoch: Chinas Präsident Xi Jinping trifft zum zweitägigen Staatsbesuch in Russland ein.
- Donnerstag: EZB-Sitzung – der Markt erhofft sich Details zum neuen Langfristrefinanzierungsprogramm TLTRO 3 und eine Restrukturierung des Einlagezinses.
- Freitag: Arbeitsmarktdaten aus den USA – im Schnitt prognostizieren Analysten 190.000 neue Stellen und aufs Jahr hochgerechnet eine Arbeitslosenquote von 3,6 Prozent.
- Freitag: Daten zur deutschen Industrieproduktion im April.
- Freitag: Letzter offizieller Amtstag der britischen Premierministerin Theresa May – bis ein Nachfolger gefunden ist, bleibt sie aber noch im Amt
Zahl des Tages: 5.000
Pharaonen hätten vermutlich ihre Freude an dem Gebräu gehabt: Israelische Archäologen haben jetzt Bier mit bis zu 5000 Jahre alten Hefestämmen hergestellt, die sie in antiken ägyptischen Tongefäßen gefunden hatten. Zusammen mit Wasser, Gerstenmalz und Hopfen habe sich ein Getränk ergeben, das „gar nicht mal so schlecht” schmecke – und sogar unser Reinheitsgebot erfüllt
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