Welche Folgen Wut über soziale Ungerechtigkeit haben kann, erlebt Emmanuel Macron seit mehreren Monaten zur Genüge. Der französische Präsident steht wegen der anhaltenden “Gelbwesten”-Proteste in seinem Land unter Druck. Bei der Konferenz der Internationalen Arbeitsorganisation ILO im schweizerischen Genf forderte Macron am Dienstag eine globale Anstrengung gegen Probleme wie soziale Ungleichheit oder den Klimawandel. “Ich glaube, die Krise, die wir erleben, könnte zu einem Krieg und zum Zerfall unserer Demokratien führen, davon bin ich überzeugt.” Ohne Teilhabe am Fortschritt würden die Leute die politische Führung nicht unterstützen, sagte Macron. “Deswegen fühlen sich so Viele auch zum Autoritarismus hingezogen, der ihnen scheinbar mehr Schutz vor Bedrohungen von außen bietet. Da heißt es: ‘Die Demokratie schützt Euch nicht mehr vor dem verrückt gewordenen Kapitalismus. Aber wir schützen Euch, indem wir Grenzen schließen, Mauern bauen und den Multilateralismus aufgeben.’ Es ist unser Versagen, das Extremismus und Ausgrenzung füttert, denn wir brauchen immer einen Schuldigen.” Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel warb in ihrer Rede eindringlich für internationale Zusammenarbeit. “Da es Viele gibt, die sagen, wir kommen alleine besser zurecht, will ich ausdrücklich sagen: Der Kompromiss ist Teil der internationalen Kooperation. Der Kompromiss ist nicht anzugreifen, sondern der Kompromiss ist die Möglichkeit, aus unterschiedlichen Sichtweisen weltweit ein gemeinsames Ergebnis zu machen. Die ILO-Mitgliedstaaten seien in dem Bestreben vereint, menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu fördern, sagte Merkel. “Denn die Wirtschaft hat dem Menschen zu dienen und nicht umgekehrt. Ich glaube, das ist der zentrale Satz, den wir uns immer wieder vor Augen führen müssen. Auch und gerade in Zeiten der Globalisierung.” Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, Multilateralismus. Die internationale Arbeitsorganisation feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Das UN-Gremium setzt sich weltweit für Arbeitnehmerrechte und soziale Gerechtigkeit ein. Während ihrer Konferenz in Genf wollen die Teilnehmer in diesem Jahr eine Jahrhunderterklärung zur Zukunft der Arbeit in Zeiten des digitalen Wandels verabschieden.
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